Sebastian Pranz and Klaus Neuburg – Everything is possible. Self Publishing in der Republik Moldau

»Alles ist möglich – Selfpublishing in der Republik Moldau« ist das aktuelle Projekt von Klaus Neuburg und Sebastian Pranz, die ihre Arbeit als gesellschaftlichen Gestaltungsauftrag verstehen. Beide sind seit langem unterwegs, produzieren und arbeiten mobil, vor Ort und in verschiedenen Ländern.



»Wachpersonal ist in Moldau meist weiblich« erzählt Sebastian Pranz, »sie erklären einem erst einmal, was man alles nicht darf.« Im Kampf mit den Tücken des Alltags – wie der Entzifferung kyrillischer Schrift auf einer Waschmaschine – entdeckt das Team Neuburg-Pranz für sich Inspirationen und Ansporn, Ideen für Geschichten. Ein bisschen klingt das nach Nietzsche und seinem Stern, dessen Geburtsort das Chaos ist. Geprägt von politischen Turbulenzen und Auseinandersetzungen, ringt das Land um seine Identität und Zukunft; ein chaotischer Ort auch im Außen. Wie könnte man die Lebensrealität dort also schöner und spannender einfangen als mit einem Magazin, das vor Ort produziert und gestaltet wird?

Gemeinsam mit Studenten arbeiten Klaus Neuburg, der eigentlich Architektur studiert hat, und Sebastian Pranz (promovierter Soziologe) an verschiedenen Projekten, in denen sie immer wieder versuchen, gesellschaftlichen Wandel abzubilden, soziale Spannungsfelder zu beschreiben und in individuellen Geschichten über die Menschen vor Ort zu erzählen. Selfpublishing und Independent sind für das Team keine leeren Worthülsen, sondern vor allem der Versuch, eine Gegenöffentlichkeit zum Mainstream zu organisieren und zu schaffen. 

Immer im Gepäck: Rund 20 Kilogramm gedruckter Magazine, eine Art Mini-Museum und Ausstellung, die den Studenten Anregungen und Input für ihre eigenen Ideen liefern sollen. »Wir haben nur den heißesten Scheiß dabei«, so beschreibt Klaus Neuburg den Stadt in die gemeinsame Arbeit. In mehreren Schritten von bunten Zettelsammlungen auf Pinnwänden über gemeinsame Gespräche, Recherche vor Ort und Redaktionskonferenzen entsteht so in knapp zwei Wochen des »gemeinsamen Vor-sich-hin-Wurschtelns« ein kleines Kunstwerk: Ein gedrucktes Heft, ein Independent Magazin eben, dessen Erscheinungsbild manchmal schlicht davon abhängt, welches Papier gerade auf dem Markt erhältlich ist. 

Nicht so einfach in einem Land wie der Republik Moldau: Klaus Neuburg beschreibt die Schwierigkeiten des Materialeinkaufs zwischen Toilettenpapierrollen und Briefpapier - in einer moldawischen Papierhandlung. Entstanden ist ein berührendes Magazin, das traurige, schöne, heitere und immer spannende Geschichten aus der Republik Moldau, ihren Wandel zwischen Auswanderung, Armut, Zukunftsperspektiven und Identitätssuche erzählt.

Sebastian Pranz und Klaus Neuburg im Netz: www.buerozoo.de