Vor seiner Karriere als Künstler arbeitete Andy Warhol für verschiedene Magazine, vor allem aber Harper's Bazaar. Auf der Suche nach Warhols Illustrationen für Magazin-Titelseiten hat der kanadische Kunsthistoriker und Kurator Paul Maréchal in sechs Jahren hartnäckiger Recherche die in Vergessenheit geratenen Werke aus insgesamt 14 Jahren wieder aufgestöbert.

Die über 400 Entwürfe und Illustrationen für Cover Magazine aus Warhols frühen Jahren waren buchstäblich in Vergessenheit geraten; umso spannender ist der Blick, den Paul Maréchal mit seiner Zusammenstellung auf das Frühwerk von Andy Warhol bietet. Eine der ersten Illustrationen ist die Titelseite des »Park East« Magazines: Ein Schneemann mit roter Rose am Revers, zum ersten Mal seit seinem Erscheinen in den 50er Jahren reproduziert und veröffentlicht. Eine weitere Illustration für das »Interiors Magazine« lässt die spätere künstlerische Handschrift Warhols ahnen, ebenso die Serie aus vier aufeinander folgenden Cover des gleichen Magazins. 

In Arbeiten wie für »Opera News«, »This Week« oder auch einen Wissenschaftsverlag spielt Andy Warhol mit unterschiedlichen visuellen Elementen aus Illustration, Fotografie, Typographie und Druckgrafik. Ob elegante Modezeichnungen für »American Girl«, sparsame Skizzen, die seine Dokumentarfilme gleichsam vorweg nehmen, Collagen, farbenfrohe Illustrationen für das Modehaus Schiaparelli, Warhols kommerzielle Auftragsarbeiten für Magazine ermöglichen dem Künstler sozusagen die kreative Selbstfindung in seinen Experimenten mit Farben, Montagen, dem Kaleidoskop der unterschiedlichen grafischen Stilrichtungen. 

Eine Doppelseite mit einer Zeichnung von Spargel und Erdbeeren ist PopArt in reinster Form – lange noch vor der eigentlichen »Erfindung« von Pop Art. Alexei Brodovich, der Art Director von Harper's Bazaar, ist Warhols künstlerische Freiheit in der Umsetzung vieler Entwürfe zu verdanken: Mentor, Inspirator, Wegbereiter für die weitere künstlerische Entwicklung Warhols vom Grafikdesigner zum Künstler; Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre setzt die Finanzkrise der amerikanischen Magazine der spannenden Zusammenarbeit zunehmend Grenzen. Warhol orientiert sich neu; Begegnungen mit Filmemachern wie Jonas Mekas, mit Schriftstellern wie Ed Sanders und Allen Ginsberg führen Warhol von der kommerziellen Arbeit für Hochglanzmagazine zunehmend in den Bereich der Underground Magazine. 

Die 60er Jahre werden zum Wendepunkt in Warhols Leben; seine monatelange Zwangspause nach dem Anschlag der amerikanischen Feministin Valerie Solanas 1968 markiert den Beginn seiner zweiten, weitaus bekannteren Karriere als Künstler in den 70er und 80er Jahren.