Roger Black – Beyond pages
»Beyond Pages«, jenseits der Seiten, ist ein Exkurs von Roger Black über die Veränderung des Lesens in Zeiten von Internet und Sozialen Netzwerken: Was auf bedrucktem Papier verbunden war mit einer haptischen Erfahrung des Berührens und Blätterns, findet heute losgelöst von aller Körperlichkeit vor allem im Kopf des Lesers statt.
Das Geschäftsmodell des Internets, das vor allem auf der Idee der freien Inhalte beruht, entwickelte sich vor allem zu einer Obsession der »page views«. Die Herausforderung jenseits dieser eigentlich erschreckenden Erfahrung ist für Roger Black, Menschen wieder zum Verlernten und Vergessenen zu animieren: Statt Überfliegen und Scrollen zurück zum Blättern ... und zum Lesen, auch im Netz.
Wie sehr das elektronische Lesen unsere Gewohnheiten beeinflusst, erklärt Black mit einem simplen Beispiel. Was früher im Lauf des Lesens das Umblättern einer Seite war, eine Berührung und Bewegung, ein quasi physisches Fortschreiten in einer haptisch erfahrbaren Umgebung, ist heute dank e-Readern nur noch eine Augenbewegung, die kurvenförmig über Text auf Bildschirm wandert. Zugleich ist die Gestaltung der Texte in ebooks das genaue Gegenteil dessen, was im Webdesign möglich und üblich ist. Ließen sich diese Elemente neuen Lesens, die Erkenntnisse daraus und der Nutzen für den Leser auch auf ebooks übertragen?
Roger Blacks These dazu: »Publishers were distracted by 'digital replica'«. Zwischen neuen Formen digitalen Publizierens, von Blogs über interaktive Apps bis eReader, und Responsive Design schlummern Chancen für den leichten Zugang zu Inhalten: Einfache Bedienbarkeit, Übersichtlichkeit, Auswahlmöglichkeiten wie Überblicke oder vertiefendes Lesen kompletter Texte mit simplem Wischen, Klicken und Tippen. Neue haptische Erfahrungen wie endloses Scrollen ermöglichen in Kombination mit ansprechendem Design und intelligenter Nutzerführung eine neue Form des Lesens. Die zerstreuungsfreie Bewegung von Seite zu Seite bietet neue Möglichkeiten der Finanzierung; Sponsoring, Native Advertising gehören ebenso dazu wie neue Vertriebswege über Web Apps mit Zusatzfunktionen und -nutzen.
Diese neue Form des Lesens könnte eine mögliche Antwort sein auf die Herausforderungen technologischer Neuerungen und Veränderungen. Und könnte in Zukunft aus der Erneuerung einer Kulturtechnik zugleich eine Rückkehr zu teils Verlorenem machen.
Roger Black im Netz: http://rogerblack.com/

