Johannes Erler | Mirko Borsche | Lars Harmsen | Mario Lombardo – Designers' Battle

»Das wichtigste Utensil, das wir brauchen auf der Bühne, das ist ein Kasten Bier.« Boris Kochan zählt die Dinge auf, die für die Designers' Battle nötig sind: Noch ein Flipchart, ein paar Stifte. Barhocker, aufgeklappte Laptops und Stehtische stehen schon auf der Bühne. Moderiert von Johannes Erler, treffen sich dort Mirko Borsche, Erfinder von Editorials wie »jetzt« und »Neon«, Mario Lombardo, Gestalter von Magazinen wie »spex« und Lars Harmsen, Herausgeber von »slanted« – für einen Wettstreit der Designer. Regeln gibt’s natürlich auch: Aus purem lokalpatriotischen Übermut lautet eines der Stichwort »München«. Wer passende Antworten gibt, kassiert Punkte. Und kann gewinnen: Eine große Flasche Gin aus München als Hauptpreis, drei kleine Fläschchen als zweiter Preis, zwei Ginzwerge als dritter Preis. »Der ist für mich« sagt Erler und lässt eine Flasche in seiner Jeansjacke verschwinden.

»Monumental« als nächstes Stichwort trifft das, was folgt: In rascher Folge wechseln die einzelnen Bilder aus den Präsentationen der drei Designer, untermalt von krachend lauter Musik und hämmernden Beats. Zwischendrin fotografieren sich die drei gegenseitig und zusammen: Gruppenselfie hoch drei, Simultankameras mit Moderator auf offener Bühne, man hat Spaß miteinander, »we are family«. Herzliche Umarmung, zurück auf die Barhocker, die Bässe dröhnen zur Battle. Die vielfältigen Arbeiten von Mario Lombardo und Mirko Borsche flackern über die Leinwand. »Ich kann sowas nicht, was die da machen!« flachst Lars Harmsen und präsentiert das Resultat seines ersten Jobs als Grafikdesigner. »Ich weiß seitdem alles über … Wrestling.«

Von Wrestling über Beavis and Butthead führt die fidele Tour weiter nach New York, wo das Hyatt ein sehr bayerisches T-Shirt wünschte. Gestaltet von Mirko Borsche – mit aufgedruckten Hosenträgern aus dem Fundus der Trachtenmode. Harmsen übernimmt die Steilvorlage, leitet über zu drei schwarzweißen Streifen, seinem Buch über Adidas mit über 100 Interviews derjenigen Personen, die als Sportler, Macher oder Werbeträger der Marke mit den drei Streifen eng verbunden sind. Zwischenstopp mit Girls und Papagei, dann macht Lars Harmsen weiter. »Clash of Cultures«, ein passendes Motto für das Jahrbuch des ADC/Art Directors' Club. Hand aufs Herz: Soviel Selbstironie nach Jahren voller lustvoll zelebrierter Querelen Kreativer? Wer hätte das gedacht. Nach diversen Anläufen, die mindestens so spannend waren wie die Zankereien der Kreativen, ist dann doch noch ein Buch entstanden, ein »Buch mit Löchern, durch die der Salat durchschimmert.« Bunte Streifen im Löcherlook, irgendwie retro und 70er? Harmsen zuckt die Achseln, amüsante Fußnoten der Geschichte. Neues Stichwort bitte.

Zwischenstand zur Halbzeit: Gleichstand in der Punktezahl 29. Das Kopf-an-Kopf-Rennen geht kurzweilig weiter, mit Meilensteinen aus Designerleben: die liebevoll mit analogen Mitteln, Chemiepanscherei und Feuerzeug verfremdeten Amerikabilder von Lars Harmsen zieren nicht nur ein Plattencover von Joy Fleming, sondern auch eine CD von Jule Neigel und, Tusch! - von PUR.
»Danach hab ich aufgehört, für die Musikindustrie zu arbeiten.« Kann man verstehen. Irgendwie.
Und trotz Pleiten, Pech und Pannen ist ja dann aus den drei Herren doch noch etwas  Anständiges geworden. Sieger der Battle übrigens Lars Harmsen. Sein trockener Humor hat die rund 200köpfige Publikumsjury offenbar überzeugt. Frenetische Schlussapplaus für alle Teilnehmer der Battle. Abgang mit Preisflaschen, man sieht sich.

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