Horst Moser – Die Zeitungen während der Fußball-WM im Wahnsinns-Modus

»So irre«: So knapp beschreibt Horst Moser Zeitungen und ihre Gestaltung während der Fußballweltmeisterschaft 2014: »Im Wahnsinnsmodus«, eine treffende Bestandsaufnahme für einen medialen Zeitgeist der Berichterstattung und Arbeitsweise.

Eigentlich hätten die Medien die Chance, in solchen Momenten ihre Relevanz zu zeigen. Stattdessen »verblöden sie«, mokiert sich Horst Moser. Und belegt diese Kritik: Mit den Sprachfetzen auf Sandkastenniveau, Worthülsen und Verbalstakkato, die über Wochen die Berichterstattung über die Weltmeisterschaft begleiteten. Eine Veränderung, die sich nicht nur bei diesem Thema bemerkbar macht: Von den großen Ereignissen in Bild und Text zu Banalitäten – als Vollformatcover. 

Eine Berichterstattung zwischen Euphorie, Begeisterung und Kritik verschwindet fast völlig; stattdessen sprachliche Verkürzungen, Dialektzitate, Rückgriffe auf simpelste Botschaften. Bilder statt Argumente, Banalität statt Relevanz, Boulevard schwappt selbst auf die Titelseiten der intellektuellen Gralshüter der Zeitungslandschaft. Mit diesem Panoptikum der teils ungewollten satirischen Überzeichnungen und inhaltlichen Entgleisungen zeichnet Horst Moser ein ebenso unterhaltsames wie zugespitzt kritisches Bild der Merkwürdigkeiten in der Medienlandschaft. 



Titelfähige, ikonische Bilder geraten durch ihren Kontext zu ganz anderen Botschaften: Die Grenze verwischt, der Übergang von idealisierter »Götterhaltung eines römischen Cäsaren« (Zitat Horst Moser) und regelrecht diskriminierenden Aussagen (»Danke, Alter«, so eine Schlagzeile über einen der ältesten Fußballspieler der deutschen Nationalmannschaft) ist fließend. Zwischen »Bundesmutti«, »Liebesfluch unserer WM-Helden«, »Klinsi, heute siehst Du Sterne« (sämtlich Titelseiten-Zitate) und den Haaren von Ronaldo (Titelfoto einer Tageszeitung) bleibt die inhaltliche Relevanz von fast völlig auf der Strecke. 

Was bleibt danach? Nicht nur Horst Mosers Eindruck »völlig gaga«; nicht nur ein amüsiertes Publikum, das die ironisch-bissigen Anmerkungen des Designers mit zustimmendem Gelächter und Applaus quittiert. Sondern auch ein ernüchtert-ernüchternder Blick auf ... Titelseiten und Gestaltung.

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