Filip Blažek – TYPO Magazin
Alles begann mit einem Zufallsfund im Netz: Filip Blažek stieß bei einer eher zufälligen Suche auf ein Bild einer Kalligraphie, das ihn nicht mehr losließ. Und machte sich auf die Suche nach der Quelle: 1882 wurde das Typographie Magazin gegründet, das für Blažek zur Inspirationsquelle wurde – für sein eigenes Magazin TYPO, das sich seit 2002 mit der Praxis der Typografie beschäftigt und zu einer berührenden Erfolgsgeschichte wurde.
Dabei waren die Anfänge von TYPO eher schwierig: Nach einem ersten Kontakt zu einem Verlag, mitten in der Arbeit an der Konzeption, überflutete die Moldau wochenlang die tschechische Hauptstadt Prag. Im August war das Projekt damit erst einmal lahmgelegt, im September folgte dann der nächste Tiefschlag – eine neue Namenssuche. Dennoch wurde im Dezember 2002 die erste Ausgabe gedruckt. »Ein fürchterliches Machwerk«, mokiert sich Filip Blažek über seinen Erstling, dem man die Hürden auf dem Weg zum Erscheinen ansah. Für den tschechischen Grafikdesigner ist der eher holprige Start seines Projekts im Nachhinein nur noch eine heitere Fußnote seiner ganz persönlichen Heldengeschichte: Sechsmal im Jahr erscheint TYPO im Jahr 2003, zwischen 24 und 44 Seiten stark, zweisprachig in Tschechisch und Englisch.
Im zweiten Jahr seines Bestehens nimmt TYPO ordentlich Fahrt auf: Eigenproduzierte Inhalte, internationale Autoren, eine Menge Herzblut und zwei Spezialausgaben, »Underground« und »Diacritic« sind Motor für die rasante Weiterentwicklung des Magazins. 2005 folgt eine Themenausgabe »Iran«, weitere international renommierte Autoren der Szene stoßen dazu. Das Konzept der Themenausgabe ermöglicht Entdeckungen – vor allem junger Grafikdesigner und Typografen aus den Regionen, denen die Themenausgaben gewidmet sind. Das Magazin wächst weiter, verändert sich: neue Größe, neue Bindung und anderes Papier, ein Umfang zwischen 64 und 136 Druckseiten. Die Veränderung bedeutet auch wirtschaftlichen Erfolg: Der G4 – Visegrad Fund unterstützt das junge Magazin finanziell; vor allem bedeutet das für Filip Blažek und sein Team auch mehr Spielraum, interessante Autoren zu finden.
Rückschläge gehören dazu: Schwierigkeiten mit Vertrieb und Finanzierung bringen die Redaktion an existenzielle Grenzen. Dennoch geben Blažek und sein Team nicht auf, sie glauben an ihr Projekt und dessen Erfolg. Der Austausch mit Kollegen aus 12 Ländern über Schwierigkeiten, Erfahrungen und Erfolge beim European Design Award bringt neuen Input, obwohl sich die Finanzierung von TYPO immer noch schwierig gestaltet. »Wir sind stolz auf das, was wir machen«, sagt Blažek. Stolz auf hunderte Texte renommierter Autoren, die buchstäblich Türen der Branche für das junge Magazin öffneten, der große Respekt, den TYPO weltweit in der Branche genießt - all das sind Aspekte einer Erfolgsgeschichte, für die Blažek mit seinem Team viele zukunftsweisende Ideen entwickelt; 365typo wird ein Jahrbuch werden, das in Kooperation mit ATypl erscheint, sich als Quelle für zukünftige Forschung versteht und auf starke Präsenz in den sozialen Netzwerken setzt.
Die Geschichte des Projekts Typo ist in der Tat eine moderne Heldengeschichte aus Visionen, Tiefschlägen, Mut zum wieder Aufstehen. Insofern trifft der launige, eigentlich der Erkältung Filip Blažeks geschuldete Satz zu, mit dem Boris Kochan den tschechischen Grafikdesigner begrüßte: »Der, der jetzt als nächster spricht, ist ein Held.«


