Ich und die Großstadt
Sprecher
Lebensgefühl, Lebensraum & Lebenswelt: Urbanität in Illustrierten der 1920er Jahre
Die Illustriertenpresse transportierte – zufällig oder beabsichtigt – immer auch Visionen von Urbanität und urbanem Leben in die Öffentlichkeit. Und sie reflektierte vielleicht so genau wie kein anderes Medium, was die Großstadt im Prozess der kulturellen Neugestaltung der 1920er Jahre bedeutete. Publiziert zumeist in den Ballungszentren des Deutschen Reiches, avancierten die Magazine schnell zu unverzichtbaren Medien der Großstadtkommunikation. In den Periodika der städtischen Avantgarden, aber genauso in den Magazinen und Bilderblättern der Publikumspresse wurden Bilder von der ›Neuen Stadt‹ als Lebensraum vermittelt, wie sie sich beispielsweise die zeitgenössische Architektur und die industrielle Produktkultur erdachten. Die Welle der großstadtbezogenen Zeitschriften, die Ende der Dekade in vielen Metropolen erschienen, beschäftigten sich immer wieder auch mit der konkreten Lebenswelt, die die Menschen umgab. Gleichzeitig berichteten die gerade in der Klasse der (von Kracauer so treffend beschriebenen) Angestellten beliebten Unterhaltungsmagazine über den ›letzten Schrei‹ und die Innovationen im Alltagsleben. Sie vermittelten ein Lebensgefühl, das sich in exzentrischen Erfindungen und neuen Berufen, aber genauso in Erscheinungen sozialen Wandels (wie etwa den veränderten Geschlechterverhältnissen) niederschlug. Der Bogen einschlägiger Presseerzeugnisse reichte dabei von „das neue frankfurt“ (als Vorbild für alle der Moderne in Architektur und Design verpflichteten Periodika) über „das neue leipzig“ (als typisches Regionalmedium) bis zu dem mondän-verruchten Monatsblatt mit dem programmatischen Titel „Ich und die Großstadt“.