Erotic Magazines Part I
»We still feature sexy images, but it's more art than eroticism now.« Ein aufblitzendes Zitat aus einem Video, in dem Frauenhände mit rot lackierten Fingernägeln die Seiten eines Magazins durchblättern. Mike Koedinger, CEO von Maison Moderne, unterscheidet: Zwischen »old porn«, der sich heute überwiegend im digitalen Raum finden lässt, und zwischen Erotik, die gedruckt wird. Damit wird Erotik zum Ereignis und haptischen Erlebnis zum Anfassen, zum Besitzen, zum Nicht-Verstecken.
»Extra Extra« ist ein Konzept, ein erotisches Magazin, das vor zwei Jahren von Samira Ben Laloua gegründet wurde und seine Leser auf Entdeckungsreisen in Intimität, Erfahrungen, Erlebnisse einlädt: Die der erotischen Töne urbanen Lebens. Geteilte Fantasien, lust- und humorvolle Schilderungen bedeuten für Samira Ben Laloue jedoch nie platte Pornografie, »sexy« ist für sie verbunden mit Stil und Klasse, nicht gleichbedeutend und verwechselbar mit »nur« Sex. »Extra Extra« übersetzt die Erfahrungen von Mobilität und gesellschaftlicher Veränderung in Bilder und Texte. In einer Zeit, in der die Rahmenbedingungen modernen Lebens persönliche Bindungen beeinflussen, verändern und mitunter zerstören, erzählt das Magazin von sexueller Identität, von Hedonismus und Selbstfindung; ebenso wie von der Sehnsucht nach Sinnlichkeit und Erotik und der Kunst, sie in einer zunehmend entfremdeten Umwelt zu bewahren.
»Odiseo« ist ein anspruchsvolles, erotisches Magazin aus der Werkstatt von Folchstudio. Das gemeinsame Projekt von Herausgeber Rafa Martínez und Designer Pol Pérez setzt auf zwei interessante Aspekte, die sich auf den ersten Blick widersprechen: Neugier – als Triebfeder des Geschichtenfindens und – erzählens, des Publizierens. Das bedeutet für die Macher von »Odiseo« auch, Risiken einzugehen; Risikofreude als Ergänzung Neugier und Spieltrieb, sowohl in Bezug auf publizierte Inhalte, mit denen das Magazin aneckt, ebenso wie auf unternehmerische Risiken in einer krisengeschüttelten Branche. Dem Inhalt zu Würde zu verhelfen, visuell und intellektuell anzuregen, beinhaltet auch, mit nur wenigen Autoren und Fotografen zusammenzuarbeiten. Für Pérez und Martínez bedeutet ihre Arbeit vor allem Unkonventionalität. Von der Konzeption bis zur inhaltlichen Umsetzung mutet »Odiseo« bewusst unfertig an, Design bleibt den Inhalten untergeordnet und bildet lediglich dessen ästhetischen Rahmen.
Den zweiten Aspekt der Ignoranz bleibt Pérez schuldig in der Schilderung seines Konzepts. Die Zielvorstellungen von »Odiseo« - Unabhängigkeit ohne Sponsoren, Unabhängigkeit der inhaltlichen Gestaltung, Risikobewusstsein im Publizieren – lassen allerdings den Rückschluss zu, was mit Ignoranz gemeint sein könnte.



